Die Ölbäume

Unsere Olivenbäume wachsen auf der Insel Thasos, der nördlichsten ägäischen Insel, im ostmakedonischen Teil Griechenlands, an der Grenze zu Thrakien, im Süden der Insel, in den Gemeinden Limenaria und Maries.

Die Insel, eine der schönsten und grünsten des griechischen Archipels, ist auch bekannt für ihren strahlend weissen Marmor, und dem ebenfalls weltberühmten Pinienhonig. Seit über zwei Jahrzehnten bearbeiten meine Frau und ich, als eingetragene Genossenschaftsbauern, mit Hilfe unseres albanischen Freundes Ardián Telhallari über 200 eigene Olivenbäume in drei Olivenhainen, mit fruchtbaren Boden, in unberührter Natur, im biologischen und integrierten Landbau.

Die Südliche Hanglage dieser Ölgärten, in einer idealen Höhe von 250-300 m über dem Meer, z.B. in Ligia, zwischen den Hügeln Petrotó und Kasani, in der Gemarkung Skepastó der Gemeinde Limenaria, im Süden der bewaldeten und von kristallklaren Buchten umgebenen Insel, versprechen ein ebenso klares und goldgelbes Olivenöl. Das harmonische Ineinander von Himmel, Meer und Felsen, von Bergen und grünem Tal, hat Thasos mit einer der bezaubernsten Landschaften beschenkt, in der sich die Früchte unserer Bäume sich entwickeln. Eben diese Lage zwischen Aleppokiefern, Pinien, Nussbäumen, Maulbeer- und Myrthenbäumen, sowie eine Fülle von kultivierten Obstbäumen, von Büschen und aromatischen Kräuterpflanzen, welche die Klüfte und Hänge der Insel bedecken, sich bis in die Täler erstrecken, zu den Gipfeln hinaufsteigen und die Küste umgeben, machen Thasos-Olivenöl zu einer einmaligen köstlichen Gaumenfreude von höchster Qualität.

Die auf Thasos meist angebaute Ölfrucht ist die Throumbolia, die sich bis zu einer Höhe von 700 m über dem Meer entwickeln kann und auch auf Kreta, Rhodos und in Attika, jedoch unter anderen Namen, kultiviert wird. Die Wurzeln der Bäume erreichen eine Tiefe, in der die Erde – nur bei uns im Süden, bestehend aus zum grössten Teil metamorphen kristallinen Schiefer- und Kalkboden – besonders fruchtbar ist. Die in der Reife bis zu neun Gramm schwere Frucht kann einen besonders hohen Ölanteil von bis zu 28 Prozent. Erreichen. Alle Bäume werden von mir persönlich im März und April im Turnus von zwei Jahren besonders beschnitten.

Von April bis Juni – je nach Wärmegrad und Lage – ziehen sich die Ölbäume ein berauschendes Brautkleid an. Die Bäume sind dann mehrtausendfach mit kleinen weissgelben Blüten übersät, die weintraubengleich an den neueren hellen Trieben des Vorjahres hängen. Es sind die glücklichsten Wochen für mich, so alleine in den Ölhainen zu arbeiten, begleitet von Gesang der Stieglitze und der Nachtigallen, sowie vom Klang der Glocken der Ziegen und Schafe und dem Summen der Bienen. Aus zwanzig dieser weissgelbsilbrigen Blüten entwickelt sich jedoch nur eine Olive, die sich bis Ende Oktober zu voller Pracht und Grösse entwickelt. Bevor sie ausreift und grün ist und sich über eine violette Färbung schleisslich blauschwarz zeigt, beginnt die Lipogenese, d.h. die Umwandlung des Fruchtzuckers und der Säure in Öl.